Kinder erschließen sich Gefühlswelten der Künstlerin Hannah J. Kohler
Die Städtische Galerie zeigte vom 28. Januar bis zum 9. April die erste institutionelle Einzelausstellung „10 von 149“ der Künstlerin Hannah J. Kohler. Sie setzt sich in ihren Fotografien auseinander mit Fragen der Identität, dem Individuum und dem gesellschaftlichen Miteinander.
Die Schülerinnen und Schüler betrachteten zunächst die großformatige Arbeit “Untergang der Méduse“, die fast die gesamte große Stirnwand der Galerie bedeckte und die sich auf das berühmte Gemälde „Das Floß der Medusa“ des französischen Romantikers Théodore Géricault bezieht. Auf Kohlers Fotografie sind insgesamt 19 Personen in unterschiedlichsten Posen und Aufmachungen zu sehen. Sie befinden sich auf einer Plattform, um die Wasser herumschwappt und die bereits in Schieflage geraten ist. Die Menschen scheinen sich allerdings der gefährlichen Lage, in der sie sich befinden, nicht bewusst zu sein.
So beschrieben die Kinder auf dem Bild unter anderem eine Schwangere, die glücklich lächelnd und in freudiger Erwartung ihren runden Bauch streichelt, oder eine bitterlich weinende, in sich gekehrte Person, die trostsuchend eine Weinflasche umklammert. Auch Menschen, die gelangweilt bzw. seelenruhig in ihr Buch oder Handy sehen, sind zu sehen. Alles in allem scheint sich niemand um das Geschehen oder um die teils leblosen Menschen um sie herum zu scheren – ein Sinnbild für fehlende Empathie und soziales Verantwortungsbewusstsein angesichts weltweiter Krisen?
Den Kindern fiel bei näherer Betrachtung auch auf, dass es sich dabei eigentlich immer um ein- und dieselbe Person handelt, die in unterschiedliche Rollen geschlüpft ist und mit ihrer Mimik komplexe Gefühle zum Ausdruck bringt: die Künstlerin, die stellvertretend für uns alle auf dem untergehenden Boot sitzt.
Im sich anschließenden praktischen Teil setzten sich die Kinder erneut mit menschlichen Emotionen und den Möglichkeiten auseinander, wie man sie visuell ausdrücken kann. So stellten wir gemeinsam fest, dass Emojis ein weltweit beliebtes und wirksames Mittel darstellen, wie man auch ohne Worte seinem Gegenüber Gefühle oder eine Stimmung mitteilen kann. Ausgehend von ihrem Lieblings-Emoji stellten die Kinder mit viel Spaß Masken aus Papptellern her, die unterschiedlichste Gemütszustände wie Überraschung, (Schaden-)Freude, Wut oder Liebe repräsentierten.
Fotos: Städtische Galerie