Bürgerstiftung informiert beim Stifterforum über Förderungen in 2019
Tafelessen, Weihnachtswunschaktion, kleine und große Aktionen, die in sozialen Notlagen helfen – die Bürgerstiftung Ostfildern engagiert sich in den unterschiedlichsten Bereichen und wird von vielen getragen. Auch in diesem Jahr hatte sie gemeinsam mit der Futterer-Stiftung zum Stifterforum mit Jahresbericht eingeladen, dieses Mal in die Galerie der Stadt Ostfildern und mit einem Besucherrekord mit 70 Gästen.
Zweck der Bürgerstiftung Ostfildern (BSO) ist die Förderung der sozialen Verantwortung, des bürgerschaftlichen Engagements und der Solidarität in der Stadt. Gegründet wurde die Stiftung am 1.10.2007. Bereits zum vierten Mal wurde sie vom Bundesverband Deutscher Stiftungen mit dem Gütesiegel ausgezeichnet, eine Zertifizierung umfasst immer einen Zeitraum von mehreren Jahren. Zum jährlichen Stifterforum eingeladen waren Stifterinnen und Stifter, Spenderinnen und Spender, Vertreter von Kirchengemeinden und anderen Institutionen, Stadträte und alle Interessierten.
Ernst Hagenmayer ist der Vorsitzende der BSO, er betonte: “Wir haben jetzt 12 erfolgreiche Jahre hinter uns und sind gut verankert in der Stadt“. Er verwies auf die beiden Leuchtturmprojekte „eins plus b – eltern im netzwerk sprache plus bildung“. Zielgruppe sind Eltern aller Nationalitäten von Kindern im Alter bis 10 Jahren, ein Ziel des Projektes ist die Stärkung der Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Eltern. Das zweite Leuchtturmprojekt ist das „Mentoringprojekt – Integration stärken“. Das Hauptziel dieses Projektes ist es, Patenschaften zwischen Geflüchteten und Ostfilderner Bürgerinnen und Bürgern zu initiieren und zu begleiten. Hagenmayer verwies auch auf die vier privilegierten Partnerschaften mit der Musikschule, der Bibliothek, dem Offenen Atelier im Nachbarschaftshaus und der Galerie der Stadt Ostfildern. Tafelessen und Weihnachtswunschaktion, seien sehr bekannt und auch das gute Ergebnis des Krol-Wettbewerbs sei vorbildlich. Derzeit auf Eis liege „Ostfildern humanitär, aber wir hoffen, dass sich die Schwierigkeiten in der ukrainischen Stadt Poltawa bald überwinden lassen“.
Auf diesen Erfolgen wolle sich die Stiftung aber nicht ausruhen, sie habe sich deshalb auch am Zukunftsprojekt der Stadt „Gutes Älterwerden in Nellingen“ beteiligt. Die Liegenschaften in der Kaiserstraße 7 und 7/1 „wollen wir dabei in irgendeiner Form einbringen. Es ist aber ein großes Rad für die Bürgerstiftung Ostfildern“. Man müsse mit den Kräften haushalten. Er dankte für die breite Unterstützung aus der Bürgerschaft, von Spendern und Stiftern. Und er betonte weiter, dass die Stiftung auch aktive Mitglieder im Stiftungsrat und Vorstand brauche, die bereit sind, Verantwortung zu tragen. Nicht alle derzeitigen aktiv engagierten Mitglieder wollen sich bei der nächsten Wahl wieder zur Wahl stellen. OB Christof Bolay ist der Schirmherr der BSO, ihm dankte im Namen der BSO Vorstandsmitglied Ludger Eltrop: „Sie haben die Stiftung kräftig mit angestoßen und von Anfang an unterstützt.“ Bolay betonte, er sei stolz darauf, wie sich die Stiftung entwickelt habe und wie es gelungen sei, immer wieder neue Aktivitäten anzustoßen: „Die Stiftung ist ein wichtiger Faktor in unserer Stadtgesellschaft. Sie ist erwachsen geworden, großartig, dass wir die Stiftung haben.“
Den Jahresbericht trug Vorstandsmitglied Hans-Peter Munz vor. Er verwies darauf, dass die Möglichkeiten der Stiftung seit 2013 gestiegen seien, „mit den Immobilien kam der Aufschwung“. Der größte Teil der Einnahmen stammt aus dem Mietüberschuss in Höhe von mehr als 140.000 Euro im Jahr 2018. Das Haus in der Kaiserstraße sei bis 2022 an die Stadt Ostfildern vermietet, „danach geht es weiter mit Überlegungen, wie kann man es weiter nutzen.“ Es soll, so die Idee, an die Quartiersentwicklung in Nellingen angehängt werden. Akkurat waren alle Einnahmen und Ausgaben und die Entwicklung über die Jahre vorbereitet. Treuhänderisch verwaltet die BSO auch die Klaus-Jürgen und Heidemarie Futterer-Stiftung, auch hier legte er Rechenschaft ab. „Die Bürgerstiftung Ostfildern und die Futterer-Stiftung bilden eine Gemeinschaft.“ Zum Beispiel durch Förderung staatlicher und gemeinnütziger Programme zur Ernährung, zur Gewaltprävention und zur Integration. Die Futterer-Stiftung unterstützt Familien, die unverschuldet in akute Notlagen geraten sind und dann, wenn staatliche Hilfen enden.
Jedes Jahr sucht sich die BSO einen anderen Ort für das Stifterforum, Eltrop: „Das Stifterforum ist an den Orten, an denen wir Partnerschaften pflegen.“ In der Galerie der Stadt Ostfildern kann mit Hilfe der BSO eine Praktikantenstelle finanziert werden. Galerieleiterin Holle Nann gab eine kurze Einführung in die kurz zuvor eröffnete Ausstellung „stein reich“ mit Arbeiten des amerikanischen Minimal Art Künstlers Sol LeWitt. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Arbeit „Four Part Piece“ aus dem Jahr 1992. Geschätzt wurde der Wert der Arbeit von einem renommierten Galeristen auf 5 Millionen Euro aufwärts, sagte Nann. Gerade diese Arbeit zeige aber auch, wie wichtig Kunstvermittlung sei. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass Kinder und Jugendliche Kunst sehr aufgeschlossen gegenüber stehen, sie verknüpfen sie spielerisch mit ihren eigenen Lebenswelten. Die Kunstvermittlung, die von der Bürgerstiftung gefördert werde, richte sich vor allem an Kinder der Klassenstufe 3. Zunächst stehe bei jedem Besuch ein Rundgang durch die Ausstellung an, dann werde das Gesehen im Werkraum praktisch ergänzt und vertieft. Die Kinder seien im Lauf eines Schuljahres drei Mal in der Galerie, „sie haben einen guten Zugang und kommen gerne und selbstverständlich her“. Manchmal später auch mit ihren Eltern. So eröffneten sich ihnen neue Themenfelder, neue Welten, andere Sichtweisen, der sinnlich haptische Bereich werde gefördert und sie könnten eigene kreative Wege gehen. „Die Kunstvermittlung wäre ohne die durchgehende Praktikantenstelle so nicht möglich. Wir hoffen noch auf viele weitere Jahre.“ Eine privilegierte Partnerschaft bedeute, so ergänzte Ludger Eltrop, dass es über drei Jahre ein verlässliches Verhältnis und daraus resultierend Planungssicherheit gebe. Ein weiterer privilegierter Partner der BSO ist die Musikschule. Kompositionen für Gitarre ihres Lehrers Ulrich Uhland Warnecke präsentierten Anna-Sophie Jakob und ihr Bruder Maximilian Jakob beim Stifterforum souverän und mit großem Können.
Bericht von Elke Eberle
Bildergalerie von Paul Petersen