Jahresbericht und Denkanstöße beim Stifterforum der Bürgerstiftung Ostfildern
Die Vorsitzende des Stiftungsrats, Irmgard Brendgen, hieß die zahlreichen Gäste willkommen, darunter Stifterinnen und Stifter, Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, des Gemeinderats, des Freundeskreis Asyl, Klaus-Jürgen und Heidemarie Futterer von der Futterer-Stiftung, Klaus und Waltraud Reichert von der gleichnamigen Stiftung sowie Professor Ernst Hagenmeyer, Ehrenmitglied des Stiftungsrats der BSO. Mit Spenden aus der Bürgerschaft sowie mit Zinsen und Erträgen aus dem Stiftungsvermögen konnte die Bürgerstiftung im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Projekte unterstützen. Darunter sind langfristige Projekte wie die Privilegierten Partnerschaften mit Musikschule, Galerie, Bücherei und dem Offenen Atelier oder das gemeinsam mit dem Freundeskreis Asyl und der Stadt getragene Mentoring-Programm zur Begleitung von Geflüchteten, aber auch kurzfristige Einzelfallhilfen oder Unterstützungen, etwa für den Tafelladen und das Hallenbad in Kemnat. „Überall konnten wir unseren kleinen Beitrag leisten, um das Zusammenleben in Ostfildern etwas besser zu machen“, betonte die Stiftungsratsvorsitzende. Dies sei nur durch die Bereitschaft vieler, die Geld oder Zeit spendeten, möglich. Dafür dankte sie allen, verbunden mit der Bitte um weitere Unterstützung.
Das 9-köpfige Gitarrenensemble Cafeeina der Musikschule begleite mit beschwingten Beiträgen das Stifterforum, das in der Städtischen Galerie zu Gast war. „Kühl und schattig“ sei es hier, inmitten der Waldstücke von Isabell Munck, begrüßte die Galerieleiterin Holle Nann und verwies auf die neue Ausstellung „UmKreise“. Sie bedankte sich bei der Bürgerstiftung für die langjährige Förderung im Rahmen der Privilegierten Partnerschaften. Diese ermögliche es, Grundschülern einen Zugang zu Kunst und eigenem Experimentieren zu verschaffen.
„Die Bürgerstiftung ist den Kinderschuhen entwachsen“, sagte Vorstandsmitglied Ludger Eltrop bei der Vorstellung des Jahresberichts. Nach 16 Jahren sehr wichtiger Aufbauarbeit der Gründungsmitglieder stehe die „zweite Generation“ im Vorstand und Stiftungsrat vor den „Mühen des Alltags“. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben stelle sich manchmal die Frage, mit welchem Aufwand dies zu leisten sei. „Wir sind alle Ehrenamtliche“, betonte Eltrop. Er dankte den zahlreichen Spenderinnen und Spendern für kleine und große Beträge, die eine Stabilität in der Projektförderung ermöglichten. Der BSO-Vorstand dankte auch dem Ehepaar Futterer. Dank der jährlichen Zustiftungen in die Futterer-Stiftung gelänge es, Projekte insbesondere für Kinder zu fördern, auch in Kooperation mit der BSO.
Eine wichtige Aufgabe sei es, den Wert des Stiftungskapitals zu erhalten. Insbesondere die Immobilien in der Maybachstraße und in der Kaiserstraße stellten die BSO vor große Herausforderungen. Bei der Gewerbeimmobilie seien grundlegende Sanierungen vorhersehbar. Für das Objekt in der Kaiserstraße werde eine Baugenehmigung für ein Wohngebäude vorbereitet. „Hier sind wir mutig ein paar Schritte nach vorne gegangen und haben die Planung hierfür beauftragt“, betonte Eltrop. Ob das Projekt „bezahlbarer Wohnraum“ für Seniorinnen und Senioren verwirklicht werden könne, hänge unter anderem davon ab, ob es gelingen wird, „Bürgergeld“ dafür zu mobilisieren. Dem Stiftungsrat stünden im Herbst große und wegweisende Entscheidungen bevor, erläuterte Eltrop.
Impulse und Denkanstöße für die Stiftungsarbeit hatte der Gastredner des Abends mitgebracht. Heinz Wolf, langjähriger Vorstand der Caritas-Stiftung Stuttgart und nun Geschäftsführer des von ihm gegründeten Stiftungszentrums Stuttgart, wies auf das Thema Wohnungsnot hin. Sozialarbeiter der Caritas-Stiftung hätten stets Wohnraum für ihre betreuten Personengruppen einer Projektförderung die Gruppen vorgezogen, wenn er sie befragt hatte.
Eine Stiftung könne auch in der heutigen Zeit für soziale Zwecke bauen und günstige Mieten bieten, sagte Wolf im Interview mit Vorstandsmitglied Andrea Koch-Widmann. Er nannte einige Voraussetzungen: ein günstiges, nicht zu Marktpreisen erstandenes Grundstück, im Erbbaurecht oder gar geschenkt oder vererbt. Beim Bau sei die Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten wichtig, die Gewinnung von Spendengeldern bis hin zum Crowd-Funding und Stifter-Darlehen. Ein schlüssiges Konzept sei unabdingbar. „Geldgeber wollen wissen, weshalb sie ihr Geld nicht auf dem Kapitalmarkt, sondern in ein soziales Wohnprojekt vor Ort investieren und damit einen Zinsertragsabschlag akzeptieren sollen“, sagte Wolf. Eine Stiftung habe zudem Vorteile gegenüber gewerblichen Wohnbauunternehmen. Sie können Spenden einwerben, die Spender sparten Steuern. Und zuletzt verwies Wolf noch auf die „Haustauschrente“ der Caritas-Stiftung, die diese praktiziere. Eigentümer ziehen aus großen Wohnungen oder Häusern in eine Wohnanlage der Caritas. Sie erwerben lebenslanges Wohnrecht und erhalten eine Rente als Wertausgleich. Freiwerdende Häuser oder Wohnungen werden nicht verkauft, sondern an Menschen in Notlagen vermietet. Andrea Koch-Widmann bedankte sich bei Heinz Wolf für die Impulse. Diese könnten bei den anstehenden Beratungen im Stiftungsrat aufgegriffen werden. Für Gesprächsstoff hatten die Impulse auch bei den Gästen des Stifterforums gesorgt. Bei Häppchen und Getränken wurde angeregt diskutiert.
Großes Interesse an der Arbeit der Bürgerstiftung Ostfildern: Vorstand Ludger Eltrop berichtet beim Stifterforum in der städtischen Galerie von der Projektförderung und Arbeit im Jahr 2022. Fotograf: Jürgen Bubeck