Stifterforum feiert 10 Jahre Bürgerstiftung Ostfildern
Das Zentrum an der Halle in Nellingen füllte sich am Freitagabend zur Festveranstaltung und Stifterforum zügig. Man konnte sich bei lokalem Apfelsecco gleich auf einen Abend der thematischen wie künstlerischen Vielfalt einstimmen. Begleitet vom Donnerblech und den großen Gongs zogen die Festgäste angeregt durch die Improvisationen from the Dark – attacca – des Schlagzeug-Ensembles ‚TalkingDrums‘ der Musikhochschule Stuttgart in den durch Licht und Spielflächen gestimmten Saal.
Die Vorstände Ludger Eltrop und Andreas Weber waren die Lotsen durch das abwechslungsreiche Programm und begrüßten die Gäste, die Ehrengäste und die Festrednerin des Abends, Staatssekretärin Bärbl Mielich vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg. Oberbürgermeister Bolay, der die Stiftung als Schirmherr von ihren Anfängen an aktiv begleitet und unterstützt hat, würdigte die zehn Jahre als eine Erfolgsgeschichte, die keiner am Anfang so vermutet hatte. Der BSO und im Verbund der wichtigen Futterer-Treuhandstiftung sei es gelungen, mit den Fördermitteln am Alltag der Bürger und Bürgerinnen aufgespürte Themen wie Tafelessen und Kinderweihnachstwunsch oder Hilfen in Notlagen aufzunehmen und erfolgreich umzusetzen. Aber die Stiftung und die Engagierten im Vorstand und Stiftungsrat vermochten auch zentrale Themen der Stadtgesellschaft wie Teilhabe und Integration oder Bildungspartnerschaften mit Eltern beispielgebend anzustoßen und durch erhebliche Förderbeträge zu stützen.
Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer, der als Vorsitzender des Stiftungsrates seit der Geburtsstunde an verantwortlicher Stelle mitwirkt, hob entlang der drei Kernzahlen „10 Jahre-250 Projekte-300 Geld-, Zeit und Ideenstifter*nnen“ das erfolgreiche Wirken der Stiftung in der Stadt hervor. „Es war dem Glück und der Tüchtigkeit des Vorstandes geschuldet“. In den letzten drei Jahren konnten jeweils 120.000 € für Projektförderungen ausgeschüttet werden. Damit gehöre die BSO zu den großen Bürgerstiftungen in Baden-Württemberg. So sei zum Beispiel im Verbund mit lokalen Partnern eine gute Unterstützung für Geflüchtete entwickelt worden. „Wir haben den Stein ins Wasser geworfen und den Anstoß mit guten Ideen für die weitere Strategie-Arbeit gegeben“. Neue Themen wie das „Gute Altern in den Stadtteilen“ stünden auf dem Denkzettel der BSO und seien ein nächstes wichtiges Thema.
Staatssekretärin Mielich stellte die Chancen der Bürgergesellschaft im Dialog mit der „Ermöglichungsverwaltung“ in das Zentrum ihres Festvortrages. Gemeinsam und in geteilter Verantwortung seien die Zukunftsthemen „Demografischer Wandel“, „Sorgende Gemeinschaft“ und „Integration wie Inklusion“ als zentrale Themen der Landesregierung in Partnerschaft mit den Kommunen und Bürgern aufzugreifen. Mielich: „Mit der landesweiten Engagementstrategie, dem Bericht und den Empfehlungen der Enquetekommission ‚Pflege in Baden-Württemberg zukunftsorientiert und generationengerecht gestalten‘ und dem Programm ‚Quartier 2020 – Gemeinsam Gestalten‘ wurden Meilensteine künftiger Sozialpolitik im Lande begründet, die sich auch im lokalen Handeln und den Zielen der Bürgerstiftung wiederfinden.“ Ostfildern sei in diesen Feldern eine beispielgebende Kommune mit ihrem Programm „Integrative Stadtentwicklung – Gutes Altern in den Stadtteilen“. Die Bürgerstiftung war in der Arbeit der Planungswerkstatt ein wichtiger Partner. Mielich gratulierte der Bürgerstiftung und der Stadt zum guten gemeinsamen Fundament für breites Engagement der Bürgerschaft beim Thema Quartiersentwicklung.
Kurz und intensiv wurde der große integrative Leuchtturm der Stiftung – das Projekt „eins plus b: Eltern im Netzwerk Sprache und Bildung“ – durch die Vorstandsmitglieder Sonja Abele und Peter Stapelberg und einige der hochengagierten Elternbegleiterinnen rund um Beatrice Vermeij-Böhm als Projektleiterin vorgestellt. Eltern aus anderen Kulturkreisen für die Bildung ihrer Kinder zu stärken, ist das Ziel. Mit „eins plus b“ sei es gelungen, das Bildungsprojekt in der Parksiedlung und im Scharnhauser Park fest zu etablieren.
Auf einer Tour mit Praxisbeispielen stellte der Vorstand schließlich die Entwicklung und Arbeit der BSO seit ihrer Gründung vor. Kleine Brötchen, aber pfiffige Ideen waren am Anfang gefragt. Teilhabe aller Mitglieder der Stadtgesellschaft und soziale Projekte wie Tafelessen, Weihnachtspäckle für Bedürftige oder Essen für Kinder standen und stehen seither immer im Vordergrund. Auch Dank des großen Engagements des zu früh verstorbenen Vorstandsmitglieds Ulli Steinhilber konnten diese Projektideen kontinuierlich entwickelt werden. Mit dem Offenen Atelier für Menschen mit und ohne Demenz, mit der Musikschule und ihrer Begabtenförderung, mit der Stadtbücherei und ihrer „Mission Lesen“ oder mit der Städtischen Galerie für die kunstpädagogische Begleitung von Kindern wurden „Privilegierte Partnerschaften“ über jeweils drei Jahre und einem verlässlichen Budget begründet. Mit den Partnern vom Freundeskreis Asyl e.V. und der Fachstelle für Integration und Flüchtlinge der Stadt hat die BSO weiterhin und mit großem Erfolg das „Mentoring Programm“ für Flüchtlinge ins Leben gerufen. Unter Leitung von Marcela Ulloa gelang es dabei, über 150 Patenschaften mit Geflüchteten zu schließen und zu entfalten. Dies ist nach Marcela Ulloa ein gelungenes Beispiel „Wie geflüchteten Menschen geholfen werden kann, hier in Ostfildern gut anzukommen“.
Das Schlagzeug-Ensemble „TalkingDrums“ der Musikhochschule Stuttgart unter Leitung von Prof. Klaus Dreher setzte starke Kontrapunkte zu den Wortbeiträgen und hatte einen großen Anteil am Gelingen des Abends. Mit sehr vielfältigen Instrumenten und Schlagwerken entführten Hyeji Bak, Juan Bahamon, Dominik Englert, Joscha-Patrick Eltrop und Johannes Reischmann die Gäste in mal fremde, mal vertraute Klangwelten. Joscha-Patrick Eltrop verrückte die Festgesellschaft mit seinem Solo ‚Toucher“ von Vinko Globokar in eine poetische Klanggeschichte um die galileische Frage nach „einem Gott in der Welt; in uns?“. Mit Wucht und großer Präzision setzten sie schließlich ein effektvolles Klangfinale mit traditioneller koreanischer Trommelmusik „The Taste of Korean Drums“. Der starke Beifall war verdient und alle waren begeistert, dass bei dem Fest der Bürgerstiftung die kulturelle Vielfalt und die Öffnung für Toleranz und Zusammenhalt auch mit Musik vermittelt werden konnte.
Beim anschließenden Empfang gab es viele gute Gespräche und bereits neue Kontakte und Ideen für kommende Themen der Bürgerstiftung Ostfildern mit ihrer Partnerin der Futterer-Stiftung.
Für den Vorstand: Peter Stapelberg 1.11.2017
Fotos: Paul Petersen